Wärmewende: EVL beantragt Fördergelder zur Transformation der Wärmenetze

Wärmewende: EVL beantragt Fördergelder zur Transformation der Wärmenetze

Die Energieversorgung Leverkusen GmbH & Co. KG (EVL) hat im Juli einen Antrag zur Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) beim Bundeswirtschaftsministerium gestellt. Gefördert werden sollen in dem von der EVL beantragten ersten Modul die Entwicklung und Erstellung von Transformationsplänen und Machbarkeitsstudien als zwingende Voraussetzung für die Förderung weiterer Module. In einem zweiten Schritt können Fördermodule zur Umsetzung der Pläne beantragt werden.

„Die Transformation unserer Fern- und Nahwärme-Netze ist ein zentraler Baustein auf dem Weg zur treibhausgasneutralen Energieversorgung in Leverkusen“, sagt Dr. Ulrik Dietzler, technischer Geschäftsführer der EVL. Die Wärmenetze der EVL sind bereits in einer guten Ausgangsposition, da sie bereits heute zu 68 % auf klimafreundlichen Wärmequellen beruhen (62 % sogenannte unvermeidbare Abwärme aus der Abfallverbrennung und 6 % Biomethanverwendung). Rund ein Drittel der Leverkusener Fernwärme wird in den Heizwerken der EVL aktuell mit dem fossilen Brennstoff Erdgas erzeugt. Hier gilt es, eine klimafreundliche Alternative zu finden. „Deutschland hat das Ziel, bis 2045 treibhausgasneutral zu sein. Damit die EVL ihren Beitrag zu diesem Ziel leisten kann, ist in unseren Heizwerken eine Dekarbonisierung notwendig, also die Vermeidung von CO2-Emissionen. Ebenso notwendig ist der effizientere Einsatz der Wärme und der Anschluss weiterer Gebiete an das Fernwärmenetz“, so Dr. Dietzler weiter. Die deutliche Erhöhung des Fernwärmeanteils an der Wärmeversorgung in Leverkusen habe jedoch auch Grenzen: „Ein Ausbau des Fernwärmenetzes ist nicht überall in Leverkusen technisch möglich oder wirtschaftlich sinnvoll.“

Eine Herausforderung sind stadtstrukturelle Besonderheiten wie Verkehrsachsen oder Landschaftsschutzgebiete, die das Stadtgebiet durchschneiden. Diese bilden sowohl in Nord-Süd-Richtung als auch in Ost-West-Richtung Barrieren für den Ausbau von Energieinfrastruktur.

Heizen soll in Haushalten mit Gas oder Öl ab 2045 bundesweit nicht mehr möglich sein, daher müssen an Standorten, wo zukünftig keine Fern- oder Nahwärme möglich ist, Alternativen gefunden werden. Eine wichtige Grundlage zur Erreichung dieses Ziels in Leverkusen ist die Kommunale Wärmeplanung, die die Stadt bis Mitte 2026 erarbeitet. „Hier bringen wir unsere Fachexpertise und unser Wissen zur Energieinfrastruktur ein. Unsere Strategie zur Transformationsplanung stimmen wir mit den planungsverantwortlichen Fachkollegen bei der Stadt ab und umgekehrt. So fließen optimierte Teilpläne in die Kommunalen Wärmeplanung ein“, sagt Thomas Eimermacher, kaufmännischer Geschäftsführer der EVL. Mit dem Austausch von Daten und Know-how soll eine effiziente und wirtschaftliche Planungsbasis geschaffen werden, damit in Zukunft alle Leverkusener Haushalte treibhausgasneutral heizen können. Dabei sei schon heute klar: „Langfristig werden wir in Leverkusen mit einem Mix aus vielen verschiedenen Wärmequellen heizen. Mit der Kommunalen Wärmeplanung bekommen alle Gebäudeeigentümer Orientierung, wie ihre Wärmeversorgung zukünftig aussehen kann.“

An die kommunale Wärmeplanung ist außerdem das verabschiedete Gebäudeenergiegesetz (GEG) gekoppelt. Das GEG verpflichtet Bürgerinnen und Bürger dazu, neue Heizungen nur dann einbauen zu dürfen, wenn diese zu mindestens 65 Prozent auf erneuerbaren Energien oder unvermeidbarer Abwärme beruhen. Für den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien oder unvermeidbarer Abwärme in der Fernwärmeversorgung müssen die Netzbetreiber sorgen – gerade dafür erarbeitet die EVL die Transformationspläne für ihre Netze und Anlagen. Die EVL leistet somit ihren Beitrag, dass Leverkusener Bürgerinnen und Bürger, die jetzt und zukünftig an ihre Wärmenetze angeschlossen sind, die Verpflichtungen aus dem GEG erfüllen.

Hintergrund Wärmenetze der EVL:

Die Wärmenetze der EVL besitzen eine Trassenlänge von rund 67 km. Rund 1.000 Hausstationen werden von zehn Energieanlagen mit Wärme versorgt. Die Energiequellen der Erzeugungsanlagen verteilen sich im Jahr 2023 zu 32 Prozent auf Erdgas, 6 Prozent auf Biogas und 62 Prozent auf Abwärme des Müllheizkraftwerks der AVEA GmbH & Co. Die Abnehmer sind zum größten Teil Ein- oder Mehrfamilienhäuser. Rund die Hälfte aller Hausstationen liegen in Rheindorf-Nord.

Hintergrund BEW/Dekarbonisierung:

Die BEW schafft finanzielle Anreize für Netzbetreiber, in den Neubau von Wärmenetzen mit hohen Anteilen an erneuerbaren Energien zu investieren und in bestehenden Netzen auf fossile Brennstoffe zu verzichten (Dekarbonisierung). Im von der EVL beantragten ersten Modul werden Transformationspläne und Machbarkeitsstudien gefördert. In weiteren Modulen dann die Umsetzung.

Hintergrund Abwärme:

Abwärme ist unvermeidbare Wärme, die als Nebenprodukt in einer Industrie- oder Gewerbeanlage oder im tertiären Sektor (etwa IT-Rechenzentren etc.) anfällt und die ungenutzt in Umgebungsluft oder Wasser abgeleitet werden würde. Jede Wärmemenge aus einer KWK-Anlage ist keine Abwärme im Sinne der BEW. Eine Wärmemenge gilt als unvermeidbar, wenn diese aus wirtschaftlichen, sicherheitstechnischen oder sonstigen Gründen im Produktionsprozess nicht nutzbar ist und mit vertretbarem Aufwand und technischen Effizienzmaßnahmen nicht verringert werden kann. Durch die Nutzung der Abwärme dürfen mittelfristig keine Effizienzmaßnahmen verhindert werden (Quelle: Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, Bundesförderung für effiziente Wärmenetze).

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